Gelbe Blumen sind nicht meine Lieblingsblumen. Narzissen, Sonnenblumen, Forsythien – ich weiss, es gibt Euch und ihr symbolisiert irgendwie den Sommer oder Frühling, aber bitte bleibt weg von meinem Garten und meinem Wohnzimmer. Ihr seid mir zu ehrlich und zu direkt. Ich bevorzuge die Raffinesse eines pudrigen Rosas, das Geheimnisvolle eines dunklen Bordeauxrot, die Eleganz eines Cremeweiss.
In der Mode allerdings, da liegt die Sache anders. Jahrelang dümpelte Gelb vor sich hin, führte ein vernachlässigtes Mauerblümchen-Dasein. ‚Hände weg – das verkauft sich nicht‘ hörte ich immer wieder in meinen Designerjahren. Lässt den Teint ungesund wirken, passt zu nichts, geht gar nicht für den asiatischen Markt. Das war Gelb. Und dann plötzlich, zu Beginn des neuen Jahrtausends, taucht Gelb wieder auf. Ganz zaghaft zuerst, in einer Senf-Nuance. Eine Nischenfarbe, reserviert für die künstlerische Mode-Avantgarde. Man gab ihr nicht lang. Aber Gelb blieb und verließ das modische Tageslicht seitdem nicht mehr. Und ich freue mich darüber. Ein gelber Pullover hellt uns den Tag auf im kalten Novemberregen, es lässt uns von Tequila Sunrise träumen an einem heissen Sommertag. Es ist wie die Sonne selbst. Vielen Dank, Jörg, dass Du mir einen Tag lang eine menschliche Sonnenblume warst. Vielleicht mag ich gelbe Blumen ja doch.

Jörg trägt ein altes umgedrehtes Sweatshirt, eine Hose von Fjällräven und einen Kopfhörer aus Indien.

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©Julia Richter

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