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©Julia Richter
‚Weltfrauentag – was ist das denn? Ein Tag für die Frauen und der Rest für die Männer?‘ das hat mich Jovana heute gefragt. Hm, gute Frage, klingt irgendwie wie Muttertag – ein Tag im Jahr wo man ausschlafen kann und Frühstück ans Bett kriegt im Gegensatz zu 364 Tagen wo man allen ihr Zeug hinterherräumen muss. Ist der WFT also eher überflüssig? Aber ganz und gar nicht. Jeder einzelne Tag, der ein bisschen Extra-Aufmerksamkeit auf Frauenrechte lenkt, auf Ungerechtigkeiten und Unterdrückung ist nötig. Frauenquote? Her damit! Wenn Frauen einer Männer-dominierten Welt aufgezwungen werden müssen, mir soll es Recht sein. Ich glaube nicht an eine Frauen-dominierte Welt, Männer müssen nicht aus dem Weg geräumt werden. Ich weiss wir können sehr gut zusammenarbeiten und voneinander profitieren. Aber mir schnappt ganz leicht das Messer in der Tasche auf, wenn ich einen so absurden Überhang an Männern in Musik, Kunst, Wissenschaft und zahllosen anderen Gebieten sehe, wo es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt. Also, ja, ich will eine Frauenquote. Ich will einen zugesicherten Platz, den ich einnehmen kann, um zu beweisen, dass ich genauso fähig, talentiert, gründlich und schlau bin wie meine männlichen Mitstreiter. Ich hab vielleicht ein bisschen weniger Ellenbogen, das mag schon sein, das ist aber dann auch mein einziger Makel.
Um all die inspirierenden und talentierten Frauen zu würdigen, habe ich mir heute ein ganz spezielles Weltfrauentagsoutfit zusammengestellt:
-Der Rock ist von Comme des Garcons um der unglaublich kreativen Designerin Rei Kawakubo Ehre zu erweisen.
-Der Blazer ist von Ann Demeulemeester, einer der einflussreichen Avantgarde DesignerInnen aus Antwerpen, die meine Sichtweise auf die Mode in den 90ern entscheidend geprägt haben.
-Die Stiefeletten sind von An hour and a shower, die Schuhlinie meiner Freundin Dodo, die mutig genug war ihre eigene Kollektion wunderschöner und aussergewöhnlicher Schuhe zu starten.
-Der Gürtel ist aus Los Angeles, aus der Zeit, als ich meine Freundin Corey kennenlernte, die meine Welt so viel grösser gemacht hat und mir geholfen hat, das zu werden was ich sein wollte.
-Den Schal hat meine Oma gestrickt, die die Kunst des Strickens liebevoll und geduldig an mich weitergegeben hat (niemals werde ich Ihre Kunstfertigkeit erreichen) und die mir beigebracht hat, mich an dem zu freuen, was ich habe anstatt mich zu ärgern über das, was nicht da ist.
-Die Mütze ist von meiner Tochter Olivia, einer starken und schlauen jungen Frau mit tollem Gefühl für Style, die mir immer wieder zeigt, dass es mehr Wege als meinen gibt.
-Die handgehäkelte Handytasche meiner Tochter Eleni, die einer der freiesten und kreativsten Geister ist, die ich kenne.

Es gibt noch so viele Frauen in meiner Leben, die mich geprägt und inspiriert haben, dass ich jahrelang jeden Tag neue Outfits zu ihren Ehren tragen könnte. Aber vielleicht reicht es auch, wenn wir über sie sprechen, von ihnen lernen, sie unterstützen, sie vernetzen. Nicht nur am Weltfrauentag. Jeden Tag.

©Julia Richter
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