Eine freudige Überraschung erwartet mich gleich nach der Rückkehr aus
meinem Sommerurlaub: Bernd kündigt seinen Besuch an. Von je her ein
echter Tweed und Leder Mann, bin ich sehr gespannt ihn nun an einem
warmen August Tag zu treffen, an dem Tweed ganz sicher keine Option ist.
Unter den Arkaden des Hofgarten’s treffe ich einen äusserst lässigen und
entspannten Bernd, der Tweed gegen Baumwolle und Tabak-Töne gegen
Khaki eingetauscht hat. Ein gewisses Thomas Mann ‚Tod in Venedig‘ Flair
umgibt ihn und er fügt sich nahtlos ein in das Ambiente des Rundbogengangs
mit seinen langen weissen Vorhängen (eine temporäre Installation von
Ayzit Bostan und Gerhardt Kellermann, die dem Markusplatz in Venedig
nachempfunden ist). Sommer ist keine einfache Zeit für einen Mann der einen
gewissen Modestandard beibehalten und sich trotzdem wohlfühlen will. Shorts
und Flipflops kommen für Bernd nicht in Frage, aber seine moderne Version
eines Intelektuellen des frühen 20. Jahrhunderts auf demWeg in die Sommerfrische
ist definitiv eine Möglichkeit der Transpiration in würdiger Weise Einhalt zu
gebieten.
Bernd trägt ein Hemd, einen Blazer und einen Gürtel von Hannes Roether
(Berlin), das Unterhemd ist H+M, die Kette sind Erbstücke und Persönliches,
die Hose ist von Levi’s, seine Schuhe sind von Edward Green, die Tasche von
Manufactum und die Brille von lunor.
© Julia Richter