Die Magnolie ist mein absoluter Lieblingsbaum. Meine Großmutter hatte einen alten Magnolienbaum in ihrem Garten stehen. Den ganzen Herbst und Winter lang stand er da, braun und blätterlos, mit seinen knotigen, gewundenen Ästen und Zweigen, moosbedeckt. Er sah aus wie ein Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit, leblos und vergessen. Doch mit dem April begann jedes Jahr die Verwandlung. Braune, trockene Kapseln drückten heraus, kleine Aliens, die darauf warteten zu schlüpfen. Kein bisschen Grün und kein Anzeichen von Leben, aber die Kapseln schwollen an. Wenn irgendwann die Blüten endlich begannen sich langsam von ihrer schäbigen Hülle zu befreien – dann war das jedes Mal wie ein Wunder. Große, fleischige Blätter, samtweich, in den schönsten Rosa- und Weisstönen mit einer Spur von Grün begannen sich zu entfalten und plötzlich war dieser alte, trockene Baum ein paar Tage lang das Leben und die Schönheit selbst. Aber wie das mit verzauberten Dingen so ist, der Zauber hält nicht ewig. Das macht ihn so besonders. Ein ganzes Jahr Warten für ein paar Tage voll Schönheit. Das ist echter Luxus.
Eleni trägt eine Latzhose und einen Pullover vom FARA charity shop, Socken von Happy Socks, Turnschuhe von Geox und leggings von H+M.
©Julia Richter